Die Malerfüchse - Top Ausbilder

Top-Ausbilder: Fuchs und Blitz

Handwerkskammer Magdeburg zeichnet Betriebe in Sachsen-Anhalt für vorbildliche Lehrlingsarbeit aus

Von Bernd Kaufholz

Traditionell hat die Handwerkskammer Magdeburg die Betriebe im Norden Sachsen-Anhalts ausgezeichnet, die sich durch eine Top-Ausbildung hervorgetan haben. Zu den Besten 2021 gehören die „Malerfüchse" in Magdeburg und die EBA Elektro-Blitz & Antennenanlagen GmbH Burg.

Magdeburg/Burg • Der Fuchs ist allgegenwärtig im Ausbildungszentrum des Magdeburger Malerbetriebs. An den Wänden, auf den Arbeitsjacken der Lehrlinge - überall schaut der rote Kopf des Canis vulpes, der hier anstatt einer Fell-Rute zwei grüne Farbtropfen am Hinterteil trägt, dem Betrachter ins Gesicht. Inhaber Robert Schütze hält mit der Geschichte des Betriebslogos nicht lange hinterm Berg. „Auslöser war ein Kunde. Er wollte die Wände eines Altbaus herrichten lassen. Allerdings war sein Budget nicht sehr prall. Ich habe ihm angeboten, die Mauern kostengünstig mit Lasur zu überstreichen. Das sah dann auch ganz schick aus", so der 39-Jährige. »Der Kunde war begeistert, hat den Arm um meine Schulter gelegt und gesagt: Du bist ein richtiger Fuchs." Die Idee war geboren und aus der Malerbetrieb „Schütze GmbH" wurden „Die Malerfüchse". 2006 hat der gelernte Maler Schütze den Betrieb als Ich-AG gegründet und nach und nach Mitarbeiter ins Boot geholt. Heute sind es 31 Festangestellte und zehn Lehrlinge. Warum seine Firma einen so hervorragenden Ruf in Sachen Lehrlinge hat, gehe auf seine eigene Berufsausbildung vor mehr als 20 Jahren zurück, sagt Schütze. „Das war eigentlich eine Antiausbildung. Uns wurde weder etwas gezielt gezeigt oder erklärt, wir hatten keine ordentlichen Werkzeuge und ebenso wenig Arbeitsbekleidung", erinnert er sich zurück. Er habe sich damals vorgenommen: Wenn du selbst einmal etwas mit Lehrlingen zu tun bekommst, dann muss die Ausbildung anders ablaufen. Neben den Büro- und Pausenräumen wird gestrichen, lackiert, abgeklebt und Tapete an die Wand gebracht. In den „Praxisboxen" sind die Lehrlinge Sebastian Ferhatovic, Leon Schulze, Felix Briesemeister und Praktikant Lukas Fügner dabei, bestimmte Techniken zu üben, die jeder Maler beherrschen muss. „Ohne, dass sie gleich auf Wohnungen unserer Kunden losgelassen werden", schmunzelt Schütze. Die Azubiwerkstatt in Magdeburg-Salbke gibt es seit August 2021 „und sie hat sich sehr bewährt" , sagt der 39-Jährige. Den entscheidenden Anteil hat Lehrausbilder Rocco Dier. Der Malermeister, der seit sechs Monaten im Betrieb ist, nimmt die Jugendlichen nicht nur fachlich unter seine Fittiche, er kümmert sich auch um ihre ganz privaten Probleme. »Zum Beispiel, wenn es schulischen Nachholebedarf gibt", sagt er. „Dann machen wir gemeinsam Hausaufgaben. Oder, wenn die Jungs etwas Persönliches, wie Liebeskummer, bedrückt."

Vertrauensverhältnis

Füchse-Chef Schütze spricht von einem „großen Vertrauensverhältnis" und sieht in der Arbeit mit den jungen Menschen auch einen großen Reiz. „Gesellen sind fertig, die haben ihren eigenen Stil, aber Lehrlinge kann man noch behutsam formen und im besten Falle prima Fachleute aus ihnen machen." Der Ausbilder nennt die Lehre, so wie sie die „Füchse" verstehen, ein „lebendiges Konzept über drei Jahre. Aber nichts ist so fest gegossen, dass wir in der Praxis nicht auf Neues reagieren können", fügt er hinzu. Das Lehr-Prinzip Alle-über-einen-Kamm-Scheren gebe es nicht. „Wir versuchen individuell auf die Auszubildenden einzugehen, auf ihre Stärken und Schwächen." In Produktionshalle 21 von Burger Küchenmöbel stapeln sich Hunderte von Arbeitsplatten in meterhohen Regalen. Ren6 Nowak, Philipp Düben und Jannik Blum gehen an beladenen Gabelstaplern vorbei bis zu dem kleinen Nebenraum, in dem das Herz der Produktionsmaschinen schlägt, mit denen die Spanplatten bearbeitet werden.

Lehrausbilder Nowak öffnet einen Verteilerschrank und die beiden Azubis des 2. Lehrjahrs prüfen den Stromfluss der 630-Ampere- und 400-Volt-Anlage. Der Möbelbetrieb, der vergrößert wird, ist schon einige Zeit ein praktischer Ausbildungsplatz für die Elektrolehrlinge der Elektro-Blitz und Antennen GmbH Burg, die die Elektroarbeiten für das Großprojekt ausführt. Und die jungen Männer fühlen sich wohl in ihrem Ausbildungsbetrieb. „Hier lernt man etwas", sind sich beide sicher. „Die Zeiten, in denen Auszubildende billige Arbeitskräfte waren, sind vorbei", sagt dann auch die EBA-Personalchefin Carola Laube. Und genauso sieht es Elektromeister Nowak, der seit dem vergangenen Jahr die Lehrlinge ausbildet. Das Niveau der Jugendlichen sei „breit gefächert. Einige brauchen mehr Unterstützung, andere weniger. Bei Defiziten habe ich die Möglichkeit schnell nachzusteuern." Besonders durch die Pandemie und das dadurch bedingte Theorielernen zu Hause bereite einigen Lehrlingen Probleme. Wichtig sei es, die Azubis „bei der Stange zu halten", schließlich seien dreieinhalb Jahre Lehrzeit lang. „Wir versuchen gezielt auf ihre Stärken und Interessen einzugehen". Immerhin wolle man sie nach erfolgreich absolvierter Prüfung als Gesellen übernehmen. Und kaum etwas sei schlimmer, so der Lehrmeister, als jemanden gut auf den Beruf vorzubereiten und dann an einen Mitbewerber zu verlieren. Der 21 Jahre alte Jannik hat sein Abitur in der Tasche. „Ich hatte nach dem Abi keinen Plan, was ich studieren soll. Und nur irgendetwas studieren wollte ich nicht." Handwerk hat goldenen Boden, habe sein Vater gesagt, der selbst Maler ist „und da habe ich mich entschieden erstmal etwas Praktisches zu lernen." Besonders interessant und spannend finde er es, alles Elektrische zwischen E-Versorger bis zur Steckdose zu installieren.

Werkstatt ausfegen ist drin

Zurzeit ist die Elektro-GmbH dabei, den Teil einer Scheune als moderne Lehrwerkstatt auszubauen. Gegenwärtig findet die praktische Ausbildung noch in Magdeburg statt. Ein Erfolgsrezept für eine optimale Ausbildung sieht Nowak darin, sich in die jungen Menschen hineinversetzen zu können. „Mit meinen 39 Jahren bin ich ja noch nicht ganz so weit altersmäßig entfernt." Auch die Vorbildwirkung sei nicht zu unterschätzen, sagt er. Und Personalchefin Laube weiß: „Die hat er. Unsere Lehrlinge respektieren ihn, weil er ein großes Fachwissen hat und sie wissen, dass sie mit allen Fragen zu ihm kommen können." Philip Düben, 16 Jahre alt, arbeitet gern im Kundendienst, wie er sagt. Aber auch die Fehlersuche bei elektrischen Anlagen liege ihm. „Nachdem ich zwei Praktika und bei einem Ferienjob in den Burger Elektrobetrieb reingerochen habe, gab es für mich keine andere Entscheidung, als Elektriker zu werden." Ein Auszubildender, der außer Bier für den Meister zu holen und die Werkstatt auszufegen kaum etwas gelernt hat, „diese Zeiten sind lange vorbei. Bei dem Lehrlings- und Fachkräftemangel kann sich das keine Firma mehr leisten", sagt Nowak. „Na klar gehört es auch dazu, seinen Arbeitsplatz sauber zu machen und dazu gehört auch das Ausfegen", meint Düben. „Und wenn ein Kollege fragt, kannst du zum Frühstück mal was aus dem Supermarkt mitbringen?', sterbe ich davon auch nicht." Stolz ist die Personalchefin auf das „Ausbilderintranet", das es seit kurzem in der GmbH gibt: „Auf dieser Plattform können unsere Lehrlinge Fragen stellen und es werden Informationen gegeben. Wir haben damit darauf reagiert, dass die jungen Leute von heute mit dem Computer leben und eher über das Netz kommunizieren."

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